Coro­na 2020: Die Spreu trennt sich vom Wei­zen.

3/25/2020 | Habona Invest Gruppe

Nun regiert die Angst. Behörd­lich erzwun­ge­ne Laden­schlie­ßun­gen füh­ren zu Fra­gen, die kei­ner beant­wor­ten möch­te. Feh­len­de Umsät­ze, säu­mi­ge Mie­ter, schrump­fen­de Cash­flows? Der soeben zusam­men mit Sta­tis­ta und JLL fer­tig­ge­stell­te Hab­o­na-Report 2020 gibt zur rech­ten Zeit Ant­wor­ten auf schwe­len­de Fra­gen, die weit über die aktu­ell aku­te Kri­se im Ein­zel­han­del hin­aus­ge­hen.

Der deut­sche Ein­zel­han­del befin­det sich nicht erst seit COVID-19, son­dern schon seit Jah­ren im tief­grei­fen­den Umbruch. Mit wach­sen­den Ansprü­chen an Schnel­lig­keit, Bequem­lich­keit und Authen­ti­zi­tät haben sich die Kun­den zuneh­mend vor allem von wenig inspi­rie­ren­den Non­food-Läden in Shop­ping­cen­tern und Fuß­gän­ger­zo­nen abge­wen­det. Dies hat den Non­food-Han­del in den ver­gan­ge­nen 10 Jah­ren bereits über 100 Mil­li­ar­den Euro gekos­tet. Die Hälf­te davon ging ans Inter­net ver­lo­ren, die ande­re Hälf­te an den Nah­ver­sor­gungs­sek­tor. Exper­ten sind sich weit­ge­hend einig, dass die Coro­na­kri­se den Nie­der­gang ange­schla­ge­ner Han­dels­un­ter­neh­men beschleu­nigt, wäh­rend Pro­fi­teu­re des struk­tu­rel­len Wan­dels aus der Kri­se gestärkt her­vor­ge­hen wer­den. Manu­el Jahn, Mit­glied des Manage­ment Boards von Hab­o­na ist sich sicher: Der Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del wird die Erträ­ge aus der aktu­el­len Son­der­kon­junk­tur weit­ge­hend in die wei­te­re Auf­wer­tung sei­ner For­ma­te und Filia­len ste­cken. Im Ein­zel­han­del trennt sich end­gül­tig die Spreu vom Wei­zen.“

Mit dem Hab­o­na-Report Ver­än­de­run­gen recht­zei­tig erken­nen

Der Hab­o­na-Report 2020 gibt der Immo­bi­li­en­wirt­schaft in der drit­ten Auf­la­ge Fak­ten, Daten und Ana­ly­sen an die Hand, um die Aus­wir­kun­gen der gro­ßen gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen ins­be­son­de­re auf Han­dels­im­mo­bi­li­en bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen. Nach den Mega­trends Digi­ta­li­sie­rung und Demo­gra­fie, die in den Aus­ga­ben zuvor the­ma­ti­siert wur­den, ana­ly­siert der heu­te ver­öf­fent­lich­te Hab­o­na-Report 2020, wie sich Ver­än­de­run­gen der Mobi­li­täts­mus­ter auf die Wahl von Ein­kaufs­stät­ten aus­wir­ken. In einer exklu­si­ven Ver­brau­cher­be­fra­gung wur­den bevor­zug­te Ein­kaufs­stät­ten und Ein­kaufs­zei­ten sowie dabei genutz­te Ver­kehrs­mit­tel unter­sucht: Wäh­rend in Groß­städ­ten das Auto ein Aus­lauf­mo­dell dar­stellt, gewinnt es auf dem Land noch an Bedeu­tung hin­zu. Ein­kauf­stät­ten müs­sen zuneh­mend in der Nähe oder auf dem Weg lie­gen. Wie­der sind es die Nah­ver­sor­gungs­bran­chen, die es der­zeit und wohl auf Dau­er am bes­ten schaf­fen, sich mit orts­an­ge­pass­ten Kon­zep­ten zu behaup­ten.

Aus­le­se von Stand­or­ten und For­ma­ten im sta­tio­nä­ren Han­del

Ver­brau­cher woll­ten schon vor Coro­na für das Ein­kau­fen immer weni­ger Zeit auf­wen­den, sowohl in Form kür­ze­rer Ein­kaufs­we­ge als auch durch weni­ger Ein­kaufs­vor­gän­ge. Wäh­rend zurück­ge­leg­te Per­so­nen­ki­lo­me­ter seit 2002 ins­ge­samt um fast 20 Pro­zent stie­gen, gin­gen sie beim Ein­kauf um rund 20 Pro­zent zurück. Die­ser Trend wird mit­tel­fris­tig noch an Dyna­mik zule­gen, da Kon­su­men­ten aktu­ell Online-Ange­bo­te aus­pro­bie­ren, an denen sie auch nach Über­win­dung der Coro­na­kri­se wei­ter Gefal­len fin­den wer­den. Dies hat ein­schnei­den­de Fol­gen für die Stand­or­te und For­ma­te im Laden­ein­zel­han­del. Gewin­ner wer­den Ein­kaufs­stät­ten sein, die sich den Bedürf­nis­sen ihrer Kun­den ent­spre­chend der Ein­bin­dung in deren All­tag sowie ihren indi­vi­du­el­len Mobi­li­täts­mus­tern anpas­sen und das ent­spre­chen­de Sor­ti­ment in der rich­ti­gen Lage und mit der rich­ti­gen Ver­kehrs­an­bin­dung anbie­ten“, kom­men­tiert Eike Hart­mann, Direc­tor Pro­jects bei Sta­tis­ta und ver­ant­wort­lich für die exklu­si­ve Ver­brau­cher­be­fra­gung, die Ergeb­nis­se der Ana­ly­sen.

Nah­ver­sor­gungs­bran­chen pro­fi­tie­ren und trot­zen dem Online­han­del

Die ganz aktu­el­len Ent­wick­lun­gen zei­gen ein­mal mehr, wie die Nah­ver­sor­gungs­im­mo­bi­lie mit der Deckung von Grund­be­dürf­nis­sen nicht nur weit­ge­hend unab­hän­gig von äuße­ren Ein­wir­kun­gen agiert, son­dern sogar ein Stück weit von Kri­sen pro­fi­tie­ren kann. Die schnel­le Über­las­tung von E-Food-Ser­vices im Zuge der Kri­se zeigt zudem, dass es im Lebens­mit­tel­sek­tor kei­ne Kapa­zi­tä­ten für ein deut­li­ches Anwach­sen des Online­han­dels gibt, der noch immer kaum über 1 Pro­zent Umsatz­an­teil hin­aus­kommt. Vor allem man­gelt es an Geschäfts­mo­del­len, mit E-Food auch nur ansatz­wei­se Pro­fi­ta­bi­li­tät zu erzie­len. Pure Online-Play­er wie Gour­mon­do oder ally­ouneed­fresh haben erst vor kur­zem für immer ihre Online­shops geschlos­sen. Rewe und Ede­ka sind mitt­ler­wei­le auch im Netz Platz­hir­sche – und ver­su­chen ihre Online­kun­den zum Click & Coll­ect zu bewe­gen, also zur Bestel­lung und Abho­lung vor Ort: Die ent­spre­chen­den Umsät­ze fin­den in den jewei­li­gen Filia­len statt.

Nah­ver­sor­gungs­im­mo­bi­li­en – Asset­klas­se im Fokus der Inves­to­ren

Die­se Para­me­ter haben die Nah­ver­sor­gungs­im­mo­bi­lie in der Ein­schät­zung von Jones Lang LaSalle schon vor der aktu­el­len Kri­se zu einem begehr­ten Invest­ment­pro­dukt gemacht. San­dra Lud­wig, Head of Retail Invest­ment bei JLL, führt aus: 2019 sind knapp 2,5 Mil­li­ar­den Euro in Nah­ver­sor­gungs­im­mo­bi­li­en inves­tiert wor­den. Dies ent­spricht einem Anstieg von fast 80 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr, und der Trend geht wei­ter.“ Ent­spre­chend ent­wi­ckeln sich die Ren­di­ten: Wäh­rend sich bei den Shop­ping­cen­tern der Struk­tur­wan­del mitt­ler­wei­le auch sehr deut­lich in den gehan­del­ten Prei­sen zeigt, haben sich die Spit­zen­an­fangs­ren­di­ten für Nah­ver­sor­ger auf­grund der gro­ßen Nach­fra­ge mitt­ler­wei­le auf bis zu 4,2 Pro­zent abge­senkt. Es davon aus­zu­ge­hen, dass sich der Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del auch in der Kri­se und sicher­lich danach ein Stück weit als Fels in der Bran­dung“ unter den Immo­bi­li­en­an­la­gen dar­stel­len wird.